In den Herbstblättern flüstert der Tod 

 

Heute ist der Himmel aus weisser Wolle, 
rote Vogelbeeren leuchten zu uns herüber, 
meine Haare sind Zweige für gelbe und rote Blätter. 

 

Die Luft wird kälter, die Tage kürzer, das Nebeltuch 
ist dicht, die Tannen rudern mit ihren Ästen 
durch das Weiss, Tänzerinnen auf einem Bein. 
 
Die Wiesen sind holzig, die Gräser geknickt 
wie gekrümmte Finger. Sie versuchen nach den Faltern 
zu greifen auf dem Weg in den Süden, wollen mit. 
 
Wenn die ersten Schneeflocken fallen, wiegen sich 
die letzten Blumen nackt im Wind, verrenken ihre Hälse 
nach einer südlichen Stadt mit türkisen Kuppeln. 
 
Und ich nähe dann mit den sehnigen Fasern 
meines Herzens meinen Mund an deinen. 
Damit du bei mir bleibst, auch im Winter.   

Weitere Gedichte aus meinem Gedichteband "Die Frau mit dem violetten Herzen"

Dieser Gedichteband ist in die vier Unterkapitel: Trommeln der Angst, Schakale, Zauberin am Berg und Fruchtbare Erde eingeteilt.


Trommeln der Angst

Erwachen

In tausend Splitter geteilt, erwache ich, bleich lege ich langsam Knochenstück für Knochenstück zurück zu meinem Körper.

In abgehackter Traumsprache rede ich, wie der Regen, der in Tropfen spricht. Die Sehnen lege ich zurück in die Arme der Knochen. 

Das Fleisch ziehe ich über die Sehnen, nähe barfuss das Bündel zusammen mit den Fäden des Tages, die ich aus den Klauen der Nacht befreie und 
stehe auf. 

Schakale

Schakale

Zu den Heimatlosen gesellt sich der Wind, treibt sie voran in der Kälte. Manche gehen auf Stelzen, andere schleichen wie Schakale. 

Nachts schlafen sie draussen, wo der Tau sich auf ihr Fell legt, die Sterne in ihr Herz leuchten. 

Sie lehnen an schwaren Mauern, die hinter ihnen wanken, ihre Haut ist voller Zeichen, 
eine gestochene Karte zu ihren Träumen. 

Die Zeit läuft mit schweren Schuhen auf ihren Wangen. Ihre Körper sind mager, wenn sie auf sanften Pfoten weiterreisen.

Fruchtbare Erde

Fruchtbare Erde


Mach meinen Gang leicht,
meine Haut weich, 
meine Wangen fiebrig.

Gib mir fruchtbare Erde, 
ich werde keimen in deinen Armen, 
meine Schwermut fallen lassen.

In der Nacht hol mir Orion vom Himmel, 
knüpfe mir seine Stnerne um die Hüften und am Tag die brennende Sonne an meine Lippen.


Und was birgt die Zauberin am Berg?

Das Gebirge oberhalb unserer Altalp

ist eine gebückte alte Frau.

Im Herbst flammt ihr Rock rot auf, zwischen 

ihren tannenen Beinen röhren die Hirsche. 

 

Im Winter sind ihre Haare weiß vom Schnee.

Sie jammert kläglich, wir hören sie heulen

und knarzen wie ein wildes Tier. Wir verbergen 

uns in den Betten, halten uns die Ohren zu. 

 

Sie hustet und ächzt, krümmt sich tief. Lawinen 

kollern ihren Rücken herunter, unter ihren weißen 

Röcken werden sie geboren. Im Frühling dann, 

wenn alles auf ihr erblüht, schläft sie tief. 

 

Aus ihren wilden Träumen
 entspringen die Blumen auf den Matten.
 Im Sommer, wenn die Kühe hinaufgetrieben werden, 

läuten sie sie aus dem Schlaf. 

 

Zerzaust und müde wacht sie auf. Sie zählt ihre Steine, 

ihre Bäume, sie streicht mit den rauen Händen
 über die Wipfel und die Wege entlang,
 melkt ab und zu eine Kuh.

 

Mit den Herbststürmen macht sie Geschenke, 

sie lässt Felsbrocken los,
 diese schlirggen und poltern
 auf die andere Talseite zu ihrem Geliebten. 

Aus: Die Frau mit dem violetten Herzen

Gedichte aus meinem Gedichteband "Einen Knochen tauschen wir"

Dieser Gedichteband ist in die vier Unterkapitel: Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingeteilt.

Die Bilder sind ebenfalls von mir gemalt, sind aber nicht im Gedichteband enthalten. Sie sind teilweise als Karten bei mir erhältlich.

Frühling

Bär

Wenn du mich heiratest, 
brennen deine Augen
auf meiner Haut,
Wagen rollen
über den roten 
Moon.

Sommer

Alraune

Was ist Liebesblut, was ist Kriegesblut. Ich weiss es nicht. Es ist Rache an dem erlittenen anderen, schwarzes Kraut. Das Leben eine Tasse Milch ...

Herbst

Milchzahn

Mit leuchtenden Augen hast du geklopft an meine Tür. 
Ich hab gesagt, komm rein, es wird dunkel, draussen im letzen Abendlicht blühen hoch ...

Winter

Einsam sein

Lass uns einmal sterben
im Stall, die Sterne hinterm Ohr, neben einer warmen Kuh.
Draussen tropft der Regen durch die Blumen aufs Land.